Kindliche Sexualität – Wir sind von Anfang an sexuelle Wesen
- Katharina Köberl
- 6. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Wenn wir über Sexualität sprechen, denken viele zuerst an Erwachsenensexualität: an Intimität, Beziehungen und Sexualverhalten im engeren Sinne. Doch Sexualität ist weit mehr als das. Sie beginnt nicht erst mit der Pubertät – sie begleitet uns von Geburt an, durch alle Lebensphasen hindurch. Wir alle sind sexuelle Wesen, vom ersten Tag unseres Lebens bis ins hohe Alter.
Was bedeutet kindliche Sexualität?
Kindliche Sexualität unterscheidet sich grundlegend von der Sexualität Erwachsener. Sie ist spielerisch, neugierig und unbefangen. Kinder erkunden ihren Körper, ihre Gefühle und Beziehungen zu anderen – nicht aus einem erotischen oder partnerschaftlichen Impuls heraus, sondern aus einem natürlichen Drang, sich und die Welt zu verstehen.
Dabei durchlaufen Kinder verschiedene Entwicklungsphasen, die jeweils ihre eigenen Schwerpunkte und Ausdrucksformen haben:
In der frühen Kindheit steht die Körperwahrnehmung im Mittelpunkt – Kinder entdecken, dass Berührungen angenehm sein können und dass ihr Körper ihnen gehört.
Im Kindergartenalter tauchen erste Fragen auf: Wo kommen Babys her? Warum sieht mein Körper anders aus als der von anderen?
In der Grundschulzeit wächst das Bedürfnis nach Wissen über den eigenen Körper, Schamgefühle entwickeln sich, und Kinder beginnen, gesellschaftliche Normen wahrzunehmen.
Wer sexuelle Entwicklungsphasen kennt, kann kindliche Verhaltensweisen besser einordnen – und vor allem: gelassener und sicherer reagieren. Denn kindliche Sexualität ist weder „frühreif“ noch „problematisch“ – sie ist ein gesunder Teil der Entwicklung.
Warum Wissen über kindliche Sexualität so wichtig ist
Wenn Erwachsene verstehen, dass Sexualität ein lebenslanger Bestandteil unserer Identität ist, fällt es leichter, Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten. Wissen schafft Sicherheit – sowohl für Eltern, als auch für pädagogische Fachkräfte. Es hilft, angemessen zu reagieren, Grenzen zu achten und Kinder zu stärken. Ein offener, wertschätzender Umgang mit dem Thema fördert Selbstbewusstsein, Körperkompetenz und Selbstbestimmung – wichtige Grundlagen für einen gesunden Umgang mit Sexualität im Jugend- und Erwachsenenalter.
Was kann man also tun, um Kinder in ihrer sexuellen Entwicklung zu unterstützen? Das klingt jetzt überraschend, aber ich bin sicher, dass viele Erwachsene bereits großartige Care-Arbeit leisten und viele der unterstützenden Rahmenbedingungen bieten:
Sensorische Bewegungsangebote: Rausgehen, Drachensteigen, mit Blättern spielen, Barfuß über den Waldboden gehen, Sandspielen, einen Hügel runter rollen, sich schmutzig machen in der Erde, freies Spiel, Schaukeln, .... All das stärkt Kinder in ihrer Körperwahrnehmung, welche so wichtig ist! Sich selbst spüren muss geübt sein. Nur dann können wir Nähe und Distanz gut regulieren.
Körperwörter! Ganz wichtig sind richtige und eindeutige Körperwörter. Für den Ellbogen haben nur ein Wort und auch wenn ich menschliche Kreativität hochschätze im Umgang mit Tabus (wir erfinden viele Wörter die "das da unten" meinen), fände ich es schön, wenn das Genital auch ein eindeutiges Wort hätte. Zum Beispiel Penis. Zum Beispiel Vulva.
Rückzugsräume: Kinder brauchen Zeit für sich alleine und dafür sind Rückzugsräume wichtig. Dort können sie für sich sein und ihrem Körper erkunden.
und viele mehr ...
Du möchtest mehr über kindliche Sexualität und den Umgang als erwachsen Person damit lernen? Komm in den Vortrag mit dem Titel
Sexuelle Entwicklung von Anfang an: wissen, begleiten, stärken
Worum es geht?
Damit wir nicht mehr von den „Blümchen und Bienchen sprechen müssen“ geht es im Vortrag und anschließendem Austausch um das altersadäquate Sprechen über Sexualität und um sexuelle Entwicklungsphasen von Kindern. Außerdem klären wir den Unterschied zwischen kindlicher und erwachsener Sexualität. Abschließend besprechen wir noch Rahmenbedingungen, die Kinder dabei unterstützen, dass sie sich sicher, respektiert und angenommen fühlen.
Denn Sexualerziehung beginnt nicht mit einem „Aufklärungsgespräch“, sondern im alltäglichen Umgang – durch Sprache, Haltung und das Vorleben von Achtsamkeit und Respekt. Sexualität ist natürlich, vielfältig und wertvoll. Wenn wir sie verstehen und begleiten, statt sie zu tabuisieren, legen wir den Grundstein für eine gesunde sexuelle Entwicklung – und für eine offene, respektvolle Gesellschaft.




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